
«Was Davos für Wirtschaft ist, soll Wittenberg für Reformation sein»
15. August 2019
Unter dem Motto "Streitbar leben" will das 1. Forum Reformation vom 18. bis 22. August in Wittenberg Signale setzen.
Wittenberg (epd). Zwei Jahre nach dem 500. Reformationsjubiläum tagt ab Sonntag das 1. Forum Reformation in der Lutherstadt Wittenberg. Erklärtes Ziel ist es, "die reformatorischen Anliegen für die Gegenwart fruchtbar zu machen". Der Gründer des Forums, der Bonner Pfarrer Siegfried Eckert, erläutert im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) das Anliegen der Veranstaltung, die 2030 seinen Vorstellungen zufolge in einem Weltreformationsforum münden soll.
Wie entstand die Idee zu dieser Veranstaltung?
Eckert: Für mich gab es einen inneren Moment der Erweckung. Ich saß am 3. Oktober 2017 morgens bei einer Tasse Kaffee vor meinem Laptop und dachte, auch nach 2017 muss es mit der Reformation weitergehen. Dann habe ich sofort dem Oberbürgermeister der Stadt Wittenberg, Torsten Zugehör (parteilos), eine E-Mail mit meinen Vorstellungen geschickt. Das war sozusagen die Initialzündung. Und 2018 bin ich dann fast 25.000 Kilometer durch Deutschland gefahren, um Sondierungsgespräche mit Mitstreitern zu führen. Der Thesenanschlag von 1517 war nicht das Ende, sondern der Anfang, mit dem die Reformation erst richtig begann. Es geht darum, wie das, was damals in Bewegung geraten ist, heute noch Impulse geben kann, um Veränderungsprozesse in Kirche und Gesellschaft voranzutreiben.
Was ist das Anliegen?
Eckert: Das Motto ist das große Thema unserer Zeit. Wir wollen Signale setzen: interkonfessionell, interkulturell und interreligiös. Dies soll deutlich machen, es geht um mehr Ökumene, mehr religiöses Miteinander und auch mehr gesellschaftspolitische Vielfalt. Es gibt drei Säulen: die Reformation in den Gemeinden, die Reformation in der Gesellschaft und die Reformation in der Geschichte. Zu letztgenannter Säule sollen bis 2030 an reformationsgeschichtlich relevanten Orten jährlich Tagungen stattfinden. Damit haben wir in diesem Jahr bereits in Leipzig begonnen, mit einer Fachtagung zur Leipziger Disputation. Mit der Reformation in der Gesellschaft begeben wir uns innerhalb von elf Jahren auf den Weg zum Weltreformationsforum, das für 2030 in Wittenberg geplant ist. Was Davos für die Wirtschaft ist, kann Wittenberg für die reformatorischen Geister dieser Welt werden. Auf der Gemeindeebene planen wir unter anderem ein interreligiöses Gemeinde-Basecamp.
Was ist alles geplant?
Eckert: Mit dem 1. Forum Reformation werden wir rund 100 Menschen nach Wittenberg holen, das sind Teilnehmer und Mitwirkende. Es geht aber vor allem darum, den Spiritus Loci der Reformation wiederzubeleben und zu nutzen. Auf dem Programm stehen Vorträge, Podien und Workshops. Unter den Gästen sind unter anderen der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD), der Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer und die Menschenrechtsaktivistin und Gründerin der Ibn-Rushd-Goethe Moschee, Seyran Ates. Zudem wird der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, mit seiner Frau Anne erwartet.
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Matthäus53, 16. August 2019, 11:12 Uhr
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