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EKD-Synodenpräses Schwaetzer: Mit AfD-Anhängern über Ängste reden
1. November 2019
Der Dialog mit Menschen, mit denen man noch reden könne sei "ganz wichtig", sagt die Präses der Synode der EKD, Irmgard Schwaetzer. Es müsse darum gehen, verunsicherten Menschen "wieder Halt in einer christlichen Auffassung" zu geben.
Köln (epd). Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, hat sich besorgt über die "Anhänglichkeit an die AfD in bestimmten Bereichen der evangelischen Kirche" geäußert. Häufig führten "Ängste vor Veränderung und vor dem Fremden" zu abgrenzenden Haltungen, sagte Schwaetzer am Freitag dem Radiosender WDR 5. "Deshalb ist Dialog ganz wichtig mit Menschen, mit denen man noch reden kann."
Es müsse darum gehen, verunsicherten Menschen "wieder Halt in einer christlichen Auffassung" zu geben, betonte die frühere FDP-Bundesministerin. Die Tendenz, Populisten zu wählen, sei in Gruppen und Kirchengemeinden, die Themen wie die Integration von Fremden tabuisieren, größer als in Gemeinden, in denen alle Fragen und Ängste offen angesprochen werden könnten, betonte sie. Mit Menschen, die verfestigte ideologische Positionen vertreten, könne aber nicht mehr diskutiert werden.
Demokratie stabil halten
Christen dürften aus ihrer Glaubensüberzeugung heraus weder Rassismus noch Antisemitismus stehenlassen, sagte die Synodenpräses. Alle Menschen seien mit der gleichen Würde ausgestattet. Allerdings spiele kirchlicher Antijudaismus "in manchen Bereichen des Antisemitismus auch heute durchaus eine Rolle", räumte sie ein. Dem müsse entschieden entgegengetreten werden. Christen und Juden stünden auf der gleichen Glaubensgrundlage. "Deshalb ist Antisemitismus immer auch ein Angriff auf uns, und wir können gar nicht anders, als zu unseren jüdischen Geschwistern zu stehen", sagte die 77-jährige Vorsitzende des evangelischen Kirchenparlaments.
Sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche wollten ihren Beitrag dazu leisten, die Demokratie stabil zu halten, erklärte Schwaetzer: "Weil wir zutiefst davon überzeugt sind, dass das demokratische System das friedliche und freiheitliche Zusammenleben der Menschen am besten sicherstellt und garantiert."
Christliche Botschaft in die Gesellschaft tragen
Die evangelische Kirche sieht Schwaetzer vor der Zukunftsaufgabe, stärker mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die der Kirche eher fern stehen. Es müssten neue Formen gefunden werden, die christliche Botschaft in die Gesellschaft zu tragen. Nötig seien Formen, die eine moderne, säkulare Gesellschaft stärker ansprechen als der klassische Sonntagsgottesdienst.
Die EKD-Synode tagt vom 10. bis 13. November in Dresden. Themen sind unter anderem Friedensethik, die Spaltung der Gesellschaft, die Beteiligung junger Menschen und sexueller Missbrauch.
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Leser-Kommentare öffnen
ellybe, 2. November 2019, 8:46 Uhr
Genau dazu war der ehemalige Bischof Rentzing auch bereit. Dafür hat er sich eingesetzt. Ihm hat man aber daraus einen Strick gedreht und bewusst den Eindruck erweckt, dass er mit der AfD sympathisiere - was bei uns am Reformationstag sogar in der Predigt von der Kanzel herab behauptet wurde.
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Alwite, 2. November 2019, 9:41 Uhr
Hier gehe ich MIT Frau Schwaetzer. Jesus hätte das auch getan.
ellybe, 2. November 2019, 12:33 Uhr
Genau. Aber dem zurückgetretenen Bischof Rentzing wurde in der kirchlichen Presse ein Strick daraus gedreht, und das "war kein Heldenstück!"
Alwite, 4. November 2019, 15:17 Uhr
ellybe, 4. November 2019, 20:09 Uhr
Alwite, 5. November 2019, 8:56 Uhr
ellybe, 5. November 2019, 11:49 Uhr
Wann und wo hat sich jemand, gleich Herr Rentzing auch heute noch zum sog. "rechten Rand" "bekannt"? Seine Kontrahenten sind bisher den Nachweis dafür schuldig geblieben! Für seine studentischen Auslassungen noch aus der Zeit, bevor er Theologie studierte, hat Herr Rentzing (Zitat!) erklärt: "Positionen, die ich vor 30 Jahren vertreten habe, teile ich heute nicht mehr." Ebenso halte ich fest, was der Synodalpräsident der sächsichen Landeskirche über ihn gesagt (und was UNSERE KIRCHE in der Ausgabe Nr. 44 aus dem epd-Bericht vom 14.10.2019 herausgestrichen) hat: "Ich habe selten einen so wunderbaren Geistlichen kennengelernt". -
Der von mir verwendete Begriff "Überheblichkeit" für die innere Einstellung seiner Gegner ist vielleicht noch zu milde. Ich frage mich, ob diese (an der Spitze ein Pfarrkollege!) noch das 8. Gebot in seiner Auslegung von Martin Luther kennen: "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unseren Nächsten nicht.. verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren." Stattdessen ist von Mitchristen Herrn Rentzings Ruf öffentlich geschädigt worden.
Alwite, 5. November 2019, 22:28 Uhr
ellybe, 5. November 2019, 23:00 Uhr
Worüber ich allerdings verfüge, ist ein starkes Gefühl für einen anständigen Umgang miteinander - und den vermisse ich seit Längerem gerade auch in kirchlichen Diskussionen bzw. Auseinandersetzungen. -
Ich mag übrigens beides, Äpfel und Birnen.
Alwite, 6. November 2019, 5:50 Uhr
ellybe, 6. November 2019, 12:54 Uhr
Liebe Alwite,
es wäre schon viel erreicht, wenn "man" sich (in der Presse) an "gegebenen Fakten" orientieren würde! Tatsächlich werden aber solche sogar dann übergangen und wieder herausgestrichen, wenn sie vorher in UK selbst berichtet worden sind. Das Ergebnis ist dann (siehe "Unausweichlich" vom 26.10. und „Haltungsfrage“, siehe unten) ein vernichtendes moralisches Urteil über einen Menschen!
Auf meine, denke ich, berechtigte Forderung vom 27.10. >>> "Wenn bei Bischof Rentzing auch in der Gegenwart rechtsextreme Einstellungen "aufgetaucht" sein sollten und Herr Hoeffchen davon WEISS - und mehr weiß als der/die unwissende UK-Leser/in, dann sollten diese, unter Verweis auf die Quellen, auch bitte benannt und belegt werden!">>> hat UK bisher nicht reagiert. Ich habe also auch nicht die Möglichkeit, aufgrund solcher, mir bisher unbekannter Fakten meine Einstellung nötigenfalls zu korrigieren, wozu ich auf jeden Fall bereit wäre!
Ich selbst habe am 14. und 20.10 auf dieser Homepage auf Informationen und Kommentare in "idea" hingewiesen. Hier noch einmal:
www.idea.de/frei-kirchen/detail/was-ist-an-den-vorwuerfen-dran-110711.html und www.idea.de/frei-kirchen/detail/rueckhalt-fuer-landesbischof-rentzing-waechst-110770.html.
Nun zu Äpfeln und Birnen:
Ein Beispiel dafür, wie beide verwechselt werden, findet sich in UNSERE KIRCHE Nr. 45 auf Seite 3, der Kommentar von Frau Heibrock, überschrieben „Haltungsfrage“. Darin vergleicht sie das Verhalten von Frau Käßmann NACH ihrer Alkoholfahrt (am 20. Februar 2010) und das von Herrn Rentzing VOR seiner Bischofswahl. Sie wirft Letzterem vor, dass er VOR seiner Bewerbung um dieses Amt nicht „offene Reue an den Tag gelegt“ hat für seine politische Haltung in der Vergangenheit, so wie Frau Käßmann NACH ihrem „Fehlverhalten“. Beides ist aber eindeutig nicht vergleichbar:
Frau Käßmann hat, in ihrer seinerzeitigen Gegenwart (als Ratsvorsitzende der EKD) eine STRAFTAT (1,54 Promille) begangen. Sie hat dabei das Leben unschuldiger Menschen gefährdet. Sie kann von großem Glück sagen, dass es keine Verletzten oder gar Tote gegeben hat! „Noch 2007 hatte Käßmann in einem Interview mit dem TÜV-Nord "mangelndes Verantwortungsbewusstsein" von Autofahrern kritisiert, "insbesondere wenn Alkohol oder Drogen mit im Spiel sind". (nach Spiegel online, 23.02.2010) - Womit hat sich Herr Rentzing (nicht als Bischof, sondern als junger Student) STRAFBAR gemacht und Menschenleben gefährdet, dass er dafür „offene Reue“ zeigen müsste?
Außerdem schreibt Frau Heibrock: „Ehrlich währt am Längsten“. „Verheimlichen und dann auf Druck scheibchenweise mit der Wahrheit ans Licht kommen, das führt am Ende fast immer in den würdelosen Abgang“!
Es sei hier, nur um der Tatsachen willen, daran erinnert, dass Frau Käßmann durchaus nicht mit der vollen Wahrheit ans Licht gegangen ist. Sie verschweigt, bis heute, wer ihr Beifahrer war, also: Wer zugelassen bzw. nicht verhindert hat (Autoschlüssel wegnehmen genügt; aber auch ein Taxi kann man nehmen), dass sie sich hoch alkoholisiert ans Steuer ihres Autos gesetzt hat – wer sich also, das darf man wohl sagen, zumindest moralisch mitschuldig gemacht hat! Das wird ihr jedoch verziehen bzw. zugestanden.
Hier, von Frau Heibrock, wird ganz offensichtlich nicht nur ein Apfel mit einer Birne verwechselt. Und es wird auch nicht der gleiche Maßstab angelegt! Es wäre besser gewesen, wenn Frau Heibrock dabei nicht ausgerechnet noch einmal an den Fall Margot Käßmann erinnert hätte!
Der damalige idea-Chefredakteur Matthies trat seinerzeit übrigens dafür ein, „die menschliche Seite sehr stark (zu) berücksichtigen“ und gegenüber Frau Käßmann „barmherzig“ zu sein: "Falls es kein prinzipielles Alkoholproblem sein sollte - und davon gehe ich aus - dann ist dies kein Grund für einen Rücktritt...Wenn wir erwarten, dass jeder wegen solcher Sachen zurückträte - wer wäre dann noch in Amt und Würden?...Wenn Frau Käßmann jetzt mit dem Fehler gut umgeht, könnte das ein besseres Vorbild sein, als ein Rücktritt - der hilft niemandem." (Ebenfalls Spiegel Online am 23.02.2010)
Ich vermisse, gerade auch in UNSERE KIRCHE, einen derart barmherzigen Umgang mit Herrn Rentzing, der – ich erinnere noch einmal daran – zu seinen studentischen Äußerungen eindeutig erklärt hat: "Positionen, die ich vor 30 Jahren vertreten habe, teile ich heute nicht mehr."
Alwite, 6. November 2019, 13:29 Uhr
ellybe, 6. November 2019, 14:43 Uhr
Frau Schwaetzer wird für ihren (begrüßenswerten!) Vorschlag nicht an den rechten Rand gerückt, während Herr Rentzing,
der auch vorgeschlagen hat, mit AfD-Mitgliedern und -Wählern zu reden und der selbst dazu bereit war, (auch) daraus ein Strick gedreht wurde. Den Umgang mit ihm finde ich unangemessen, ungerecht und unbarmherzig. Das habe ich an dieser Stelle insgesamt (für den ganzen Fall Rentzing, zu dem in UK mehrere Artikel erschienen sind) ausführlich begründet.
Alwite, 7. November 2019, 6:09 Uhr
"Also steht die Tugend und ebenso auch das Laster in unserer Gewalt. Denn wo das Tun in unserer Gewalt ist, da ist es auch das Lassen, und wo das Nein, da auch das Ja. Wenn also das Tun des Guten in unserer Gewalt steht, dann auch das Unterlassen des Bösen; und wenn das Unterlassen des Guten in unserer Gewalt steht, dann auch das Tun des Bösen."
Aristoteles
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