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Dezent und unauffällig
30. April 2018
Sicherheitsunternehmen setzen gerne Frauen ein und schätzen die "deeskalierende Wirkung". Weibliche Bodyguards sind wie "Drei Engel für Charly", sagt Gracia-Patricia Walters, Chefin einer Sicherheitsfirma.
Frankfurt a.M. (epd). Auf Großveranstaltungen oder bei Auftritten von Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gehören sie dazu: Durchtrainierte Männer, meist im Anzug mit Knopf im Ohr und ernster Miene. Häufig sind aber auch Frauen nicht weit, die die gleiche Aufgabe haben: Sicherheit garantieren und Personen schützen.
Doch weibliche Bodyguards treten dezenter auf, sagt Gracia-Patricia Walters (44), Chefin einer Sicherheits-Firma im schleswig-holsteinischen Ratzeburg: "Wir sind unauffälliger und wandelbar." "Ladyguards" nennt sie die weiblichen Mitglieder ihres Teams und hat sich die Bezeichnung schützen lassen.
Deeskalierende Wirkung
"Wir hören von unseren Mitgliedsunternehmen, dass Frauen wegen einer deeskalierenden Wirkung gerne eingesetzt werden", sagt auch Silke Wollmann, Sprecherin beim Bundesverband der Sicherheitswirtschaft. Laut Arbeitsagentur sind im privaten Objekt-, Wach- und Personenschutz derzeit rund 240.000 Menschen beschäftigt, darunter etwa 70.000 Frauen. Viele von ihnen kontrollierten Besucherinnen beim Schutz von Veranstaltungen.
"Das Beste ist ein gemischtes Team", sagt Walters, die 15 weibliche und zehn männliche Personenschützer beschäftigt. Bei massiven Bedrohungen strahle der 140-Kilogramm-Muskelmann mehr Autorität aus, wirke auf potenzielle Angreifer abschreckender. Doch die Wandelbarkeit der "Ladyguards" bleibe ihr Markenzeichen.
Wandelbar heißt für sie: Frauen agieren mit mehr Ruhe und schlichten Konflikte diplomatischer. Und sie sind nicht so leicht als Personenschützerinnen erkennbar. In Alltagskleidung könnten sie auch eine Mitarbeiterin der Schutzperson oder einfach eine gute Freundin sein.
Schutz von Promis vor Stalkern
Fitness gehört natürlich dazu. Walters hat einen schwarzen Gürtel in Judo, Ironman-Triathlons absolviert und natürlich einen Waffenschein. "Wir sind wie drei Engel für Charly", sagt sie und lacht, während sie an die 70er-Fernsehserie und den Kinofilm über die drei Detektivinnen erinnert.
Das Interesse für Sicherheit und Schutz, der Einsatz für andere ist Walters praktisch in die Wiege gelegt, wie sie erzählt. "Schon als junger Mensch hatte ich einen Beschützerinstinkt und war auch in der christlichen Gemeinde aktiv." Zunächst hat sie aber Reisekauffrau gelernt, bevor ihr ein Ausbilder der Polizei-Spezialeinheit GSG 9 erzählte, dass bei privaten Sicherheitsdiensten Leute gesucht würden.
Walters ließ sich zur Personenschützerin ausbilden, arbeitete erst als Türsteherin, bevor sie 2007 ihre eigene Firma gründete. Jetzt wird sie zum Beispiel dafür bezahlt, dass Veranstaltungen gut bewacht sind, Prominente vor Stalkern und aufdringlichen Fans geschützt werden und reiche Industrielle oder ihre Angehörigen in Ruhe einkaufen können.
Wenig familienfreundlich
So wie die Frau eines wohlhabenden Unternehmers, die mit einer Freundin in einem Ostseebad bummeln geht. Zusammen mit einer Kollegin ist Walters, gekleidet im Hosenanzug, immer in der Nähe. Sie beobachtet das Umfeld, ist wachsam und achtet auf auffällige Personen. Ihre Klientin und deren Freundin trinken in Ruhe einen Espresso. Bei der Weiterfahrt wird die Frau mit einem Jaguar gefahren. Walters steuert ein zweites Fahrzeug zur Absicherung dahinter.
Das Bundeskriminalamt, das für den Schutz der Mitglieder der Bundesregierung und ihrer Gäste verantwortlich ist, kann nicht bestätigen, dass Frauen verstärkt in den Job des Personenschützers drängen. Grund: Die Aufgabe sei zwar herausfordernd, "aber wenig familienfreundlich", erklärt eine BKA-Sprecherin. Lange Schichten und nächtliche Einsätze seien keine Seltenheit. Den Anteil der weiblichen Personenschützer beim BKA schätze sie auf "zehn bis 15 Prozent". Das BKA habe vor allem "gemischte Teams" im Einsatz.
In solchen gemischten Teams sind die Aufgaben zwar unterschiedlich verteilt, im Zweifelsfall greifen aber auch Frauen hart durch. Dörte Lehmann, Mitarbeiterin von Gracia-Patrica Walters, erinnert sich daran, wie es bei einer Feier plötzlich zu einem Messerangriff kam. "Da wendet man automatisch an, was man gelernt hat", sagt sie. Und dann liege der Angreifer ganz schnell mit Handschellen gefesselt auf dem Boden und könne an die Polizei übergeben werden.
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Matthäus53, 1. Mai 2018, 18:42 Uhr
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