
Die Bibel lesen
Michael Schneider | 23. Dezember 2022
Woche vom 25. bis 31. Dezember
Sonntag: Matthäus 2, 1-12
Montag: Matthäus 2, 13-23
Dienstag: Matthäus 3, 1-12
Mittwoch: Matthäus 3, 13-17
Donnerstag: Matthäus 4, 1-11
Freitag: Matthäus 4, 12-17
Samstag: Psalm 121
Ein neues Buch wird aufgeschlagen, das „Buch der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams“ (1,1). Das griechische Wort, das hier mit „Geschichte“, da mit „Ursprung“ übersetzt wird, verweist zugleich ganz an den Anfang der Bibel, ruft das Werden der ganzen Welt in Erinnerung: Genesis. Und so erzählt Matthäus seine eigene Geschichte von diesem Jesus Christus, die nicht erst mit seiner Geburt beginnt und in dessen Stammbaum nicht nur die großen Namen David und Abraham eingeschrieben sind.
Auch die Erzählungen von sozialen Spannungen und Verwerfungen, von Flucht und Vertreibung, die mit dem Babylonischen Exil und dem Namen Rut verbunden sind, werden nicht ausgespart. Und der gleiche Vers, der David als großen König vorstellt, erinnert im Anschluss an dessen Verfehlungen: „David zeugte den Salomo mit der Frau des Urija“ (1,6).
Namen sind bedeutsam für die Geschichte, die Matthäus erzählt: Josef bekommt den himmlischen Auftrag, dem angekündigten Sohn den Namen Jesus zu geben, denn „er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen“ (1,21). Verbreitet wird dieser Sohn dann aber Christus genannt (1,16).
Für Matthäus ist jedoch klar: Hier wird der Immanuel, der „Gott mit uns“ geboren, und das werden ganz viele Menschen so erfahren (Matthäus 1, 23). Dass die göttliche Macht in diesem Jesus Christus mitten unter den Menschen angekommen ist, können in Matthäus 2 alle sehen: Das kosmische Zeichen des Sterns erscheint, weise Magier machen sich auf den Weg zum neugeborenen König und die politische Führung in Gestalt des Herodes fürchtet sich so sehr, dass sie sämtliche möglichen Konkurrenten aus dem Weg räumen lässt. Die wenig idyllische Kindheitsgeschichte endet mit Flucht, Exil und der Rückkehr der Familie aus Ägypten – nicht nach Judäa, sondern ins galiläische Nazareth.
Es folgt ein zeitlicher Sprung: Wir sehen die Taufe des erwachsenen Jesus, verbunden mit einem weiteren Titel, von Gott selbst verliehen: mein geliebter Sohn (3,17). Bevor dieser Jesus Christus Immanuel Gottessohn öffentlich in Erscheinung tritt, führt ihn der Geist in die Wüste, wo er sich mit dem vielgestaltigen Gegenspieler auseinandersetzen muss: Teufel, Satan, Versucher, diabolischer Durcheinanderwerfer (Matthäus 4).
Bevor das Buch der Geschichte von den großen Reden und Wundertaten Jesu Christi spricht, erzählen die ersten Kapitel zunächst einmal andere Geschichten: von der Welt seit ihrer Genesis, von Jesu Vorfahren seit Abraham, vom Aufstieg und Niedergang politischer Herrscher, vom Gegenüber zwischen Gut und Böse.
• Dr. Michael Schneider ist Leiter des Dekanats und Dozent für Neues Testament, Liturgik und Hymnologie am Fachbereich Evangelische Theologie Universität Frankfurt am Main.
Wochenspruch
Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. Johannes 1, 14
Wochenlied
Gelobet seist du, Jesu Christ EG 23
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