
Die Bibel lesen
Walter Schroeder | 24. Juni 2022
Woche vom 26. Juni bis 2. Juli
Sonntag: Psalm 36
Montag: Richter 9, 1-6
Dienstag: Richter 9, 7-21
Mittwoch: Richter 9, 50-57
Donnerstag: Richter 13, 1-25
Freitag: Richter 14, 1-20
Samstag: Richter 15, 1 – 16, 3
Simson gehört ebenfalls zu den legendären Heldengestalten dieser frühen Epoche, in deren schillerndem Schicksal sich viel von dem Handeln Gottes mit seinem Volk abbildet. Während etwa die Ammoniter die Israeliten von Osten her bedrohten, spürten sie in den Jahren von Simson eher die Gefahr von Westen her. Die Philister nämlich waren ein Volk der Küste. Ihre Städte von Gaza über Aschkalon, Ashdod bis Jaffa und Akko, ja bis Beirut und noch nördlicher liegen alle unmittelbar am Wasser, und es hat den Anschein, als ob hier ursprünglich Leute gesiedelt hätten, die Angst vor dem Landesinneren hatten, weil das Meer ihnen vertrauter war.
Von der Mentalität her waren die Philister damit völlig anders als die Israeliten, die ja ganz und gar durch die „Schule der Wüste“ geprägt waren. Es kam schnell zu Feindseligkeiten. Damit machte Israel in jenen turbulenten Zeiten die Erfahrung, von allen Seiten von Feinden umstellt zu sein. In Simson erwächst dem Volk Jahwes ein Retter. Schon seine Geburt wird geheimnisvoll vorbereitet. Ein Engel kommt zu der Frau des Manoach (ihr Name wird allerdings nicht genannt!) und verkündet ihr, dass sie, die bislang Unfruchtbare, einen Geweihten Gottes, einen Nasiräer, zur Welt bringen wird, so ähnlich wie es viel später bei Maria in Nazareth geschah.
Simson ist als Geweihter Gottes aber weniger ein Mann von überragender Geisteskraft oder besonderen prophetischen Gaben, er zeichnet sich vielmehr durch gewaltige Körperkräfte aus. Aber er hat auch eine Schwäche für das andere Geschlecht und ausgerechnet für eine junge Frau von den Philistern. Die Eltern versuchten noch gegenzusteuern, aber es kam zur Hochzeit, und sehr bald zeigte sich auch, dass die Ehe schieflief.
Es kommt zum Streit, der wächst sich aus zum Krieg. Die persönlichen Schicksale und die Schicksale der Völker verknoten sich und verlaufen dramatisch. Die Fragen, wer angefangen hat und wer Recht hat, werden wie so oft in wütender Hilflosigkeit gestellt. Simson weiß Gott auf seiner Seite. Dann verfällt er erneut einer Philisterin, Delila mit Namen, der er sogar das Geheimnis seiner Kraft preisgibt. Aber diese Frau verrät ihn ebenfalls an ihre Leute, die Simson zum lächerlichen Gefangenen machen, bis er mit seinem nachwachsenden Haar seine Kraft wiederfindet und eine riesige Schar von Feinden mit in den eigenen Tod reißt. Simsons Schicksal hat später viele Künstler zu facettenreichen Darstellungen veranlasst: Dramatik pur!
Der „Zwölf-Stämme-Bund“ Israels war auf dem Weg zum Königtum. Spätere Generationen sollen verstehen: Gott lässt sich nicht spotten. Selbst wenn die Erzählungen teils märchenhaft ausgeschmückt sind, kann man auch als moderner Leser spüren, wie hier in unsicheren Zeiten Menschen gerungen haben und mitten in dieser leidenschaftlichen Turbulenz die Nähe und Stärke Gottes spürten.
Wochenspruch
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Matthäus 11,28
Wochenlied
Kommt her, ihr seid geladen EG 213
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