
Vom Glauben erzählen
Leitartikel
Karin Ilgenfritz | 30. Mai 2022
Auch wenn die Mitgliedszahlen gesunken sind: Das Wort Gottes bleibt bestehen. Es kommt bei den Menschen an. Wie jede und jeder dazu einen Teil beitragen kann
Vier Menschen sitzen in der Kirche. Dazu noch die drei, die den Gottesdienst gestalten. So selbst erlebt am vergangenen Sonntag. Da könnte man sich schon mal fragen, ob Gottes Wort überhaupt noch ankommt. Ob der Gottesdienst noch die richtige Form ist, um Menschen zu erreichen.
Klar ist auf jeden Fall, dass der Gottesdienst die bekannteste Variante ist. Dass es wichtig ist, den Gottesdienst gut vorzubereiten. Auch wenn oft nur wenige kommen – sie haben es verdient, dass sie einen guten Gottesdienst erleben. Dass sie eine ansprechende Predigt hören. Dass bei ihnen die gute Botschaft ankommt.
Da sind die Predigerinnen und Prediger gefragt – egal ob Hauptamtliche oder Ehrenamtliche wie Prädikantinnen und Prädikanten. Sie sind die, die es in der Hand haben, wie ansprechend ein Gottesdienst ist.
Da ist das Kernstück: die Predigt. Die soll eine klare Struktur haben, einen roten Faden, einen zentralen Gedanken. Im Zweifelsfall lieber kurz und knackig als lang und am Ende doch unkonkret. Wäre doch toll, wenn Zuhörerinnen und Zuhörer am Ende sagen können, worüber gepredigt wurde und nicht nur: „... schön gepredigt“.
Aber der Gottesdienst besteht nicht nur aus Predigt. Auch Lieder, Gebete und Bibeltexte können Menschen anrühren. Eine Frau kürzlich bei der Verabschiedung von der Pfarrerin an der Kirchentür: „Das Eingangsgebet hat mich so angerührt, könnte ich das bitte haben?“
Für andere sind die Lieder wichtig. „Ich gehe so gern zu Ihnen in den Gottesdienst, weil sie immer so gut Lieder aussuchen“, ist eine weitere Rückmeldung, die in jener Gemeinde genannt wurde. Außerdem wichtig: „Bei uns kann man gut in den Gottesdienst gehen, weil der so schön kurz ist. Da hat man noch was vom Sonntagvormittag.“
Das eine sind die Anreize, warum sich jemand auf den Weg in die Kirche macht. Auch nicht ganz unwichtig. Das andere sind die Wege, wie Gott zu den Menschen spricht. Gottesdienste sind eine von vielen Möglichkeiten, wie Gott wirken kann. Es gibt viele tolle Veranstaltungen, Seminare, Vorträge oder Konzerte. Auch Gedrucktes wie Bücher, Zeitungen, Plakate oder Aushänge können Menschen erreichen. Und natürlich die Bibel selbst – das Wort Gottes kann Menschen direkt erreichen.
Hilfreich ist für die meisten Menschen wohl, wenn sie hören, welche Erfahrungen andere mit Gott machen. Deswegen sind ehrliche Predigten und Andachten so wertvoll. Aber auch Gespräche, wo jemand erzählt, wie er oder sie Gott erlebt. Wo Gott geholfen oder getröstet hat. Aber genauso, wo jemand Gott nicht versteht, Fragen und Zweifel hat.
Auch wenn die Mitgliedszahlen sinken – das Wort Gottes bleibt bestehen. Es kommt bei den Menschen an. Und jeder und jede kann seinen Teil dazu beitragen.
Egal, ob es um eine Predigt oder Andacht geht, um ein Seminar, einen Artikel oder ein persönliches Gespräch: Wir sind aufgerufen, unser Bestes zu geben. Ehrlich von unserem Glauben zu erzählen, davon wie wir Gott in unserem Leben erfahren. Am Ende haben wir es nicht in der Hand, was beim anderen ankommt. Der Heilige Geist weht, wo er will. Wir können loslassen und darauf vertrauen: Gott kann alles in Segen verwandeln.
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