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Westfälische Kirche plant 2022 mit gleichbleibender Kirchensteuer
Landessynode
Ingo Lehnick (epd) | 13. November 2021
Erste kaufmännische Bilanz zeigt Ausmaß der Versorgungslasten
Bielefeld (epd). Die Evangelische Kirche von Westfalen blickt optimistisch auf die Kirchensteuer-Entwicklung in diesem und im kommenden Jahr. Die für 2021 geschätzten Einnahmen in Höhe von 510 Millionen Euro würden vermutlich übertroffen, sagte Finanzdezernent Arne Kupke am Freitag vor der digital tagenden westfälischen Landessynode. Bis Ende Oktober hätten die Eingänge bei den
Finanzämtern um 2,4 Prozent über denen des gleichen Vorjahreszeitraums gelegen. «Wir liegen aber 'dank Corona' aktuell immer noch 2,7 Prozent hinter 2019.» Die guten Aussichten auf 2022 ließen gleichwohl auf eine Finanzkraft hoffen, die für Umbau, Rückstellungen und Projekte genutzt werden sollte.
Für kommendes Jahr legt Kupke erneut ein Netto-Kirchensteueraufkommen von 510 Millionen Euro zugrunde. Davon gehen laut Haushaltsentwurf 11,6 Millionen Euro in den EKD-Finanzausgleich für die ärmeren Landeskirchen in Ost- und Mitteldeutschland. Die verbleibenden 498,4 Millionen Euro fließen an die Kirchenkreise und in gesamtkirchliche Aufgaben. Die Landeskirche erhält für ihre Aufgaben neun Prozent der zu verteilenden Kirchensteuermittel, das sind knapp 44,9 Millionen Euro. Für die Pfarrbesoldung fließen 206,5 Millionen Euro aus der Kirchensteuer in den Gesamthaushalt 2022. Die Missbrauchsprävention wird mit einem Sockelbetrag von 1,1 Millionen Euro ausgestattet. Der Haushalt wird am Samstag verabschiedet.
Nach einer Umstellung von der kameralistischen Haushaltsführung auf kaufmännische Buchhaltung legte Kupke der Synode die Eröffnungsbilanz vor, mit der die Landeskirche erstmals in ihrer Geschichte eine finanzpolitische Bilanz ziehe. Die Bilanzsumme zum 1. Januar 2021 beträgt demnach 1,015 Milliarden Euro. Erstmals
aufgedeckt wird durch die Bilanz eine hohe Verschuldung durch Rückstellungen in Höhe von 838 Millionen Euro für die Versorgungslasten - also für die Pensionen für Pfarrer und Kirchenbeamte. Rechnerisch ergibt sich daraus ein nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag von 734 Millionen Euro.
«Das seit dem Mittelalter geprägte Bild vom Reichtum der Kirche löst sich auf und wir stehen da wie bei des Kaisers neuen Kleidern», folgerte Kupke. «Wir haben ein Eigenkapital von null und noch darüber hinaus einen rechnerischen Fehlbetrag.» Allerdings habe sich «die große Lücke durch kraftvolle Sanierung seit dem Jahr 2009 bereits halbiert», lobte der Finanzdezernent. Der längste Wirtschaftsaufschwung der bundesdeutschen Geschichte sei «mit der klaren und harten haushaltspolitischen Entscheidung zur Sanierung der Kasse genutzt» worden. Die kaufmännische Buchführung soll Kosten transparent machen und die Planung verbessern.
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