
Unser tägliches Brot gib uns heute
Leben während Corona
Bernd Becker | 1. Februar 2021
Trotz aller berechtigten Sorge: Warum es manchmal gut ist, sich ganz auf das Hier und Heute zu konzentrieren.
Der Alltag ist zur Zeit für viele Menschen mühsam. Mühsamer als sonst. Durch die Pandemie verändert sich der Arbeitsalltag. Menschen verlieren ihren Job oder leiden unter Kurzarbeit. Kinder und Eltern kämpfen sich durch das Home-Schooling. In Schulen und Kirchengemeinden werden ständig neue Konzepte entwickelt, um die Arbeit am Laufen zu halten. Viele sind traurig, weil sie nicht reisen oder ihren Hobbys nachgehen können. Kein Sport im Verein, keine Konzerte, keine Chöre, kein Stammtisch, keine Gottesdienste. Dazu kommt die Sorge um Verwandte und Risikopatienten im Umfeld. Bei manchen auch die eigene Angst vor Ansteckung.
Das macht müde und unzufrieden. Der Ausgleich fehlt. Man bleibt hinter den eigenen Ansprüchen zurück und ist manchmal froh, über den Tag das Allernötigste geschafft zu haben. Die Bibel kennt dieses Gefühl genau. „Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat“, so sagt es Jesus in der Bergpredigt. Er weiß, dass es manchmal genug ist, diesen einen Tag zu bestehen. Damals vermutlich umso mehr. Er sagt nicht: „Mach dir keine Sorgen, ist doch alles nicht so schlimm.“ Jesus weiß, dass der Alltag mühsam sein kann. Sein Rat lautet deshalb: „Sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen.“ Manchmal muss es reichen, den einen Tag zu überstehen. Und dann weitersehen. Wie die Vögel am Himmel und die Lilien auf dem Feld.
Das Volk Israel musste diese Kunst schon früh lernen. Nach dem Auszug aus Ägypten wurden die Israeliten unzufrieden mit ihrem Leben in der Wüste - und vor allem hatten sie Hunger. Da schickte Gott Nahrung vom Himmel, Manna wurde sie genannt. Es heißt, es war wie „weißer Koriandersamen und hatte einen Geschmack wie Semmel mit Honig“. Dieses Himmelsbrot gab es jedoch immer nur für einen Tag. Man konnte es nicht horten, denn dann wurde es schlecht. „Hamsterkäufe“ nutzten nichts. Vierzig Jahre lang ernährte sich das Volk Gottes davon, bis es das gelobte Land erreichte. Immer nur genug für einen Tag. Immer im Vertrauen, dass Gott auch morgen wieder für seine Leute sorgt.
Ein ähnliches Motiv findet sich im Vater Unser. Dort wird gebetet: „Unser tägliches Brot gib uns heute“. Also nicht jeden Tag oder für immer. Nur für heute. Auch in der Suchttherapie ist das ein wichtiger Ansatz. Wenn ein Alkoholkranker nämlich nicht sagt: „Ich werde nie mehr trinken.“ Sondern: „Ich werde heute nichts trinken“. Kleine Schritte. Im Glauben an das Ziel. Wenn Menschen also in einer Lage sind, in der ihnen die Dinge über den Kopf wachsen, dann kann diese Einstellung helfen: Nur das HEUTE schaffen. Und nur vom Morgen bis zum Abend gucken, was man hinbekommt. Und das muss manchmal reichen.
Zu anderen Zeiten hat man mehr Power, kann zum Mond fliegen und die Zukunft gestalten. An manchen Tagen geht das eben nicht. Dann gilt umso mehr, was Jesus sagt: „Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“ Manchmal muss und darf genügen, was man vom Morgen bis zum Abend geschafft hat. Und dann kommt ein neuer Tag.
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Leser-Kommentare öffnen
Matthäus53, 4. Februar 2021, 0:28 Uhr
Seit meiner Kinderzeit kannte ich den Weltspartag. Damals wurde das Sparschwein geknackt und an einem Tag im Oktober zur Sparkasse gebracht. Dann gab es fürs Jahr noch zusätzlich gutgeschriebene Sparzinsen, so bei 3, 5%. Und wie weit sind wir heute, die meisten EU Banken verlangen von den Anlegern Negativ Zinsen, wenn nicht investiert wird.
Wucherzinsen gab es auch schon zu biblischen Zeiten . Aber in welchen Zeiten leben wir denn , daß der Masse der Sparer der Spareffekt kaputt gezinst wird. Es ist eher eine Zeit angebrochen wie sie bei Mt. 24 beschrieben wird, seien wir wachsam.
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Alwite, 4. Februar 2021, 10:31 Uhr
Wer als Kind die Sorge um Nahrung erfuhr, hat sie so verinnerlicht, dass er selbst im hohen Alter, den sorgfältigen Umgang mit ihr nicht ablegt. Die selbe Sorgefalt ist dem Vertrauen in Gott um die notwendige Speisung, die den Erhalt des Lebens sichert angediehen.
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