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Die Macht der Musik
Sonntag Kantate
Gerd-Matthias Hoeffchen | 11. Mai 2020
Singt! Blast auf dem Kamm! Trommelt auf den Schenkeln oder Kochtöpfen! Warum es gerade im Moment eine richtig gute Idee ist, sich einfach mal der Musik hinzugeben.
Neulich stand ich am offenen Fenster, es war noch Zeit bis zum Abendbrot. Da hörte ich von ferne Gesang: „Wer nur den lieben Gott lässt walten.“ Eine einzelne Frauenstimme; so fein, so klar, so sauber, dass ich nicht anders konnte als rauszugehen und zuzuhören. Alle Strophen. Und noch eine ganze Weile länger. Für ein paar Minuten zog mich dieser Klang in eine andere Welt.
Musik hat diese Macht. Von stiller Andacht bis hin zu mitreißendem Tanzen und Stampfen – sie kann den Menschen verzaubern. Ein einsames Abendlied oder die Massengesänge im Stadion: Die Spannweite ist gewaltig. Musik lässt den Menschen wandern und marschieren. Sie hat Revolutionen angeführt.
Musik erreicht Tiefenschichten im Gemüt, an die der Verstand alleine nicht rankommt. Viele Künstlerinnen und Künstler gelten als schüchtern und gehemmt. Sobald sie aber musizieren, öffnet sich ihre Seele ganz weit.
Das gilt für bekannte Musiker wie etwa Michael Jackson. Aber auch für meinen Freund Karl (der heißt natürlich anders): Liebeskummer, Weltschmerz, Versagensangst, überbordende Freude – was ihm im normalen Leben an Worten niemals über die Lippen käme, kann er erstklassig in Musik und Liedtexte fassen.
Musik definiert Generationen. Die 70er, die 80er, die 90er, natürlich auch schon die 50er und 60er – jeder hat Musik, mit der er oder sie groß geworden ist. Und die uns heute noch ein Lächeln ins Gesicht bringt, weil wir in seligen Erinnerungen schwelgen. Selbst Demenzkranke können bei Musik oft noch mitwippen oder gar mitsingen.
Die Tiefenwirkung der Musik zeigt sich auch im Gottesdienst. Bach, Händel, aber auch Gospelsongs lassen bei vielen eine Ahnung aufkommen, von Größe und Erhabenheit; dass da mehr ist. Menschen gehen beim Singen Worte über die Lippen, über Gott und das Jenseits, die sie sonst nur schwer von sich geben würden. Ohne Gesang – da ist ein Gottesdienst nicht halb so schön.
Musik hat diese Macht. Gerade im Moment erfährt man das wieder. Menschen stellen sich auf den Balkon und singen. Oder blasen auf der Trompete – gegen die Mut- und Hoffnungslosigkeit. „Musik ist eine Gabe und ein Geschenk Gottes“, sagte Martin Luther, „sie vertreibt den Teufel und macht die Menschen fröhlich“.
Deshalb: Nutzt diese Macht.
Hört euch eure Lieblingslieder an. Noch besser: Singt sie mit! Im Internet gibt es zig Möglichkeiten dazu. Aber auch das Gesangbuch oder die Mundorgel sind tolle Vorlagen.
Kramt alte Instrumente hervor. Oder warum nicht mal ein neues lernen? Ukulele ist geeignet. Die gute, alte Blockflöte. Auf dem Kamm blasen, oder die moderne Version nutzen, das Kazoo. Auf dem Schenkel den Rhythmus klopfen. Oder, wie oben im Bild, auf Kochtöpfen.
Es sind merkwürdige Zeiten. Da kann man auch mal etwas Ungewöhnliches wagen.
Musik ist eine Gottesmacht. Sie hilft! Probieren Sie es aus. Sie werden es erleben.
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Leser-Kommentare öffnen
Alwite, 13. Mai 2020, 6:03 Uhr
"Auch das für Gefühle zuständige limbische System im Gehirn wird durch Musik angeregt. Musik kann deshalb Emotionen auslösen, kann beim Zuhörer Gänsehaut verursachen. Außerdem verbindet sich Musik manchmal mit persönlichen Ereignissen. Wird sie wieder gehört, dann kommen auch die Erinnerungen an erlebte Situationen wieder, genauso wie dabei empfundene Gefühle.
So reicht ein Weihnachtslied oft aus, um jemanden in Weihnachtsstimmung zu versetzen. In diesem Zusammenhang funktioniert Musik wie eine Art Sprache, in der bestimmte Ereignisse kodiert sind. Das zeigt sich besonders deutlich bei Filmmusik, zum Beispiel Horror- oder Spannungsmusik...."
Dies und so viel mehr noch fischte ich aus dem Netz um meine Gedanken zu bekräftigen, die mir beim Lesen obigen Artikels durch den Kopf gingen :-)
- Ja Macht - vor allem dringt sie, wie beim Verfasser durch, sie spricht je nach Vortrag an. - Lach - es kann aber auch wie mir beim täglichen Gedudel im Treppenhaus eines gut gemeinten (aber stümperhaft gespielt) Akkordeonspieles passieren, - schnief - dass mir nur noch die Flucht bleibt.
Wo Licht ist immer auch Schatten - es ist wie es ist. Gottlob haben wir ja die Wahl.
Am Mittwoch findet sich in unserem Park fast regemäßig eine Sängerin, die sich selbst auf dem mitgeführten Keyboard begleitet mit perfekt gesungenen, herrlichen Liedern ein.
https://www.youtube.com/watch?v=uOn29hp0gSk
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