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Steinmeier: Frauenrechte sind unsere gemeinsame Sache

Internationaler Frauentag

Bettina Markmeyer (epd) | 8. März 2020

Zum Internationalen Frauentag an diesem Sonntag erinnern Politik und Verbände daran, dass Frauen in vielerlei Hinsicht gegenüber Männern benachteiligt sind. Es gebe zwar Fortschritte, aber nur im Schneckentempo.

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Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dazu aufgerufen, die Errungenschaften der Frauenbewegung aktiv zu verteidigen. Sie seien nicht selbstverständlich und könnten jederzeit wieder rückgängig gemacht werden, warnte Steinmeier am Freitag in Berlin laut vorab verbreitetem Redemanuskript anlässlich des Internationalen Frauentags an diesem Sonntag (8. März).
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) will 2020 zum Jahr der Gleichstellung machen, wie sie am Freitag in einer Bundestagsdebatte zum Frauentag sagte.

   «Wir erleben eine weltweite Faszination für Autoritäres, eine Sehnsucht nach 'starken Männern', einen Rückfall in alte Rollenmuster», sagte Steinmeier bei einem Empfang für den Deutschen Frauenrat. Auch in Deutschland sinke der Anteil von Frauen im Parlament. Im Internet griffen Frauenhass und antifeministische Hetze um sich. «Wir dürfen nicht zulassen, dass sich Frauen aus dem öffentlichen Leben zurückziehen oder sich gar nicht erst hineinwagen,
weil sie belästigt, beschimpft, bedroht oder angegriffen werden», betonte Steinmeier und erinnerte zugleich daran, dass Frauen sich ihre Rechte über Jahrzehnte mühsam erkämpfen mussten.

   Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley (SPD), kritisierte schleppende Fortschritte bei der Gleichberechtigung in Deutschland. Sie wollte sich nicht darauf festlegen, wann der Weltfrauentag überflüssig werden könnte: «Ich hoffe, dass ich das noch erlebe, aber in dem Bereich ist der
Fortschritt wirklich eine Schnecke - leider», erklärte Barley im Radioprogramm SWR Aktuell.

   Laut Frauenministerin Giffey soll Gleichstellung das Leitthema der EU-Ratspräsidentschaft werden, die Deutschland Anfang Juli übernimmt. Die SPD-Politikerin forderte die Männer auf, sich ebenso wie Frauen für die Gleichstellung einzusetzen. Es gehe um gleiche Chancen im Arbeitsleben und in der Politik und um eine gerechte Aufteilung der Sorgearbeit in der Familie, sagte Giffey.

   Giffeys Pläne für eine verbindliche Frauenquote in Führungsgremien von Unternehmen gehen der evangelischen Diakonie nicht weit genug. Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, forderte weitere Maßnahmen: «Damit mehr Frauen in die obersten Führungspositionen gelangen, ist neben der Quote die Frauenförderung mit klaren Zielvorgaben in den Strategien von Unternehmen und Verbänden zu verankern. Sie muss mit konkreten Indikatoren und Maßnahmen geplant und messbar gemacht werden», sagte Loheide.

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Leser-Kommentare öffnen

Alwite, 8. März 2020, 4:21 Uhr


"Es führen viele Wege nach Rom, einer davon ist meiner"
Zum Thema fällt mir obiger Buchtitel Gerhard Johann Reisingers, er schreibt, so einen Weg geht man mit dem Herzen, mit den Beinen wäre er zu weit, ein - und dennoch erwanderte er sich eben diesen Weg.

Frauen gehen den Weg um Augenhöhe seit Jahrtausenden. Warum ist er ihnen immer wieder vestellt und überhaupt von Nöten?
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Erika Moers, 8. März 2020, 10:39 Uhr


„Warum vonnöten ? . . .“ - Genau DAS fragen wir seit „Jahrtausenden“, liebe Alwite.
Mir kommt an solcher Stelle und auch jetzt wieder jene Formulierung aus der SchöpfungsGeschichte in den Sinn, dass Gott die Frau erschuf „als GEHILFIN des Mannes, die UM ihn sei“. Nur „um ihn“, nicht „neben“ ihm? Sollte das wirklich die Antwort sein? . . . . . .
In einer Erklärung dazu lese ich dann: „Wörtlich: ich will ihm eine Hilfe schaffen als sein Gegenüber (d.h. die zu ihm passt)“.
GEGENÜBER.
. . . . . . .
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Alwite, 8. März 2020, 10:58 Uhr


Liebe Erika Moers, das mit der Gehilfin erklärte mir mein Großvater als Vierjährige, ich erinnere mich noch ganz genau und begriff es als liebevolle Gleichberechtigung. Weil meine Mutter körperlich schwächer als mein Vater war, ergänzte sich das im Elternhaus in einer Selbstverständlichkeit, dass ich nie die Idee einer Unterordnung erkannte, ganz im Gegenteil, Mutters Hilfe an den Vater nahm ich viel öfters wahr als umgekehrt. Seine dröhnende Stimme flößte mir einen Respekt ein, der bei Mutter nicht gegeben war. So nahm ich Eltern als ebenbürtige Einheit wahr, die sich von ganz alleine ergab. Das es auch ganz anders sein könne, wurde mir erst viel später bewusst.
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Erika Moers, 8. März 2020, 11:19 Uhr


". . . liebevolle Gleichberechtigung / ebenbürtige Einheit" - welch wundersames Lehrstück, liebe Alwite!
"Sich ergänzende Verschiedenheit" - genauso! Warum ist das denn so schwer?

Alwite, 8. März 2020, 14:33 Uhr


Danke, liebe Erika Moers, und zum Thema schreibt mir eine liebe Freundin:

"Frauen kriegen zum Internationalen Frauentag Rosen geschenkt. Die meisten hoffen sogar darauf.
Aber ich denke, dass ist schon fast unverschämt. Eine Beleidigung. Wie ein Tätscheln über den Kopf.
In Deutschland ist Armut immer noch weiblich
Ich will keine Rose, solange Frauen in diesem Land im Schnitt über 20 Prozent weniger verdienen als Männer. Dieses Recht auf Gleichstellung ist fast 70 Jahre alt, ohne dass es je umgesetzt worden wäre.
Ich will keine Rose, solange Kinder in Deutschland nach wie vor ein Risiko fürs Berufsleben von Frauen sind. Vielen Frauen gelingt der Wiedereinstieg in ihren alten Beruf nach dem Kinderkriegen nicht. Eine Rückkehr in die Vollzeitbeschäftigung ist fast keiner Frau möglich.
Ich will keine Rose, solange Frauen, die ihr Kind alleine erziehen, in diesem Land Gefahr laufen zu verarmen. Kinderarmut hängt in Deutschland ganz wesentlich mit der Armut von Alleinerziehenden zusammen. Alleinerziehende brauchen keine Rosen. Sie brauchen mehr Geld.
Es ist noch keine 100 Jahre her, dass Frauen in Deutschland das erste Mal wählen durften. Im Kaiserreich waren nur Männer über 25 wahlberechtigt. Erst am 19. Januar 1919 durften Frauen in Deutschland das erste Mal die Nationalversammlung wählen.
Ich will keine Rose, solange sexuelle Übergriffe auf Frauen an der Tagesordnung sind. Und Gesetzgeber erst darauf reagieren, wenn es zu spät ist.
Vor allem will ich keine rote Rose so lange irgendwo auf der Welt Frauen benachteiligt und gedemütigt und unter der Herrschaft von Männern leiden müssen und kein Recht auf eigene Selbstverwirklichung haben.
Rosen machen dieses alltägliche Unrecht nicht wett. Sie verniedlichen es."
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Schallblech, 8. März 2020, 15:43 Uhr


Es geht ja schon los mit der Stellensuche. Meine Tochter, 29, muß sich eine neue Stelle suchen, da ihre Firma geschlossen wurde. Sie hat sich mit ihren sehr guten Zeugnissen bei vielen Firmen beworben und etliche Vorstellungsgespräche gehabt, die alle sehr gut gelaufen sind, wo große Anerkennung zu spüren war. Trotzdem konnte sich bisher keine Firma entschließen, sie einzustellen. Die "Gefahr", daß sie schwanger werden könnte, ist denen offenbar zu groß.
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