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Foto: Norbert Neetz/EPD

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Abendmahl- Einweg, die Wahrheit und das Leben  

Abendmahl in Plastikdöschen: Ist das wirklich eine gute Idee?

Aus der Printausgabe - UK 38 / 2018

Anke von Legat | 17. September 2018

Das Abendmahl ist ein Moment, der Gott und Mensch in besonderer Weise verbindet. Den sollte man feiern und genießen – und nicht unter das Diktat der Effizienz stellen...von Anke von Legat

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Foto: Norbert Neetz/EPD

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Nur die Ruhe

Für jeden der Abendmahlsgäste eine Plastikkapsel. Unter dem ersten Deckel die Oblate, unter einem zweiten ein Schluck Traubensaft. Schnell soll es gehen beim Abendmahl des Gospel Forums in Stuttgart, wenn Tausende Abendmahl feiern (siehe Seite 2). Welche Menge Müll dabei zusammenkommt, möchte man sich gar nicht vorstellen. Aber sind die Einweg- „Abendmahls-Cups“ nur eine Frage der Nachhaltigkeit – oder werfen sie auch theologische Fragen auf?
Das Abendmahl ist ein Sakrament. Das bedeutet nach evangelischem Verständnis: eine Handlung, die Gottes Heil und menschliches Leben in besonderer Weise verbindet. Und ein Symbol für eine viel größere Wirklichkeit als die, in der wir uns im Moment befinden. Wort und Zeichen kommen dabei zusammen: Die Einsetzungsworte erinnern an Jesu Hingabe im Tod am Kreuz und an das neue Leben, das dabei entstand; gleichzeitig erfahren wir symbolisch eine Gemeinschaft mit Gott und den Menschen, die in die Ewigkeit reicht.
Für diese Gemeinschaft steht seit Jahrtausenden das Teilen von Brot und Wein. Sicher, die Formen dieses Teilens haben sich immer mal wieder verändert: von der gemeinsamen Mahlzeit der ersten Gemeinden über die Konzentration auf den Priester, der allein das geheiligte Blut zu sich nehmen durfte, bis hin zur Aufbrüchen, bei denen das fröhliche, ungezwungene Feiern im Mittelpunkt steht. Was diesen Formen gemein ist: der Zuspruch, dass wir angenommen sind, egal, wer wir sind; ein Bewusstsein für Gottes besondere Nähe inmitten der teilenden Menschen; und ein Gefühl dafür, dass der Himmel offen steht in diesem Moment.
Darum mögen Worte wie „schnell“ oder „effektiv“ im Zusammenhang mit Abendmahl einfach nicht recht passen. Wer den Himmel erleben möchte, sollte sich dafür ein wenig Zeit gönnen.
Überhaupt ist Effizienz – also das reibungslose, unproblematische Funktionieren – fast so etwas wie das Gegenteil von Evangelium: Bei Gott sind ja gerade auch die willkommen, die nicht funktionieren. Die, die Schwierigkeiten haben mit den Abläufen unserer durchgeplanten Welt. Die, die mehr Zeit brauchen, die ungeschickt sind oder unwillig, die sich nicht einpassen können. Kinder und Alte, Menschen mit Behinderungen oder psychischen Krankheiten. Solche, die den Deckel eines Plastikdöschens nicht schnell aufreißen, die Oblate herausziehen und mit einem Schluck Saft hinunterspülen können.
Für diese Menschen – und ebenso für die ohne sichtbare Gebrechen – sollte das Abendmahl eine Form haben, die zeigt: Ihr seid unbedingt willkommen. Wie diese Form aussehen soll, muss immer neu verhandelt und ausprobiert werden – Irrwege eingeschlossen. Wichtig ist nur: Im Zentrum steht Gott, der uns einlädt, der seine Gaben austeilt, der sich verschenkt und uns versöhnt. Das ist unser Grund zum Feiern.

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Leser-Kommentare öffnen

Schallblech, 17. September 2018, 17:29 Uhr


Je länger ich darüber nachdenke, umso gräßlicher finde ich die Vorstellung. Ich will doch schwer hoffen, daß die Organisatoren der Kirchentage da nicht auf dumme Gedanken kommen!
Ich bin noch nicht sicher, was ich täte, aber ich denke, daß ich rausgehen würde, wenn das angekündigt wird. Ich weiß nur noch nicht, ob unter Protest oder leise.
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ingrid.loesche, 19. September 2018, 11:20 Uhr


Abendmahl in der Art " coffee to go? " Das geht nun wirklich gar nicht!
Nur die Ruhe und Besinnung auf das, was wir tun, kann uns Erfüllung bringen.
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Matthäus53, 20. September 2018, 0:08 Uhr


Wenn wir so mit billigen Einweg Geschirr unser christliches Gemeinschaftsmahl aufs Spiel setzen, wie gehen wir dann mit anderen Dingen wie Orgelmusik und Gesang in der Kirche um ? Wein fürs Abendmahl aus Einwegbecher und anschließend entsorgt im gelben Sack. Das Kreuz auf dem Altar zum Aufblasen und die Predigt von der CD, weil Pfarrer zu teuer sind wegen dem Mindestlohn.Alles hat seine Zeit, siehe so steht es schon im At. bei Prediger.
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