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Kirchen hoffen auf Versöhnung
US-Wahlen
9. November 2016
Der harte US-Präsidentschaftswahlkampf und der knappe Ausgang haben auch Risse in den Kirchen hinterlassen. Zahlreiche Gemeinden kamen am Wahltag und am Tag danach zu besonderen Gottesdiensten zusammen.
Washington (epd). "Der Geist der Spaltung" sei auch in die Kirchen eingedrungen, hieß es in einem Gebetsaufruf der Initiative "Election Day Communion" (Gemeinschaft an Wahltag). Rund 350 Gemeinden haben sich diesem "Wir sind eins in Christus, gleich, wie wir wählen" angeschlossen.
Viele christliche Gemeinden in den USA hoffen auf einen Neuanfang. Die "First Congregational"-Kirche in Amherst in Massachusetts hält nach dem "spaltenden, demoralisierenden und geradezu hässlichen Wahlkampf" einen Gottesdienst für Versöhnung. Gemeindemitglieder hätten sich bereits vor der Wahl regelmäßig zum Gebet für die Nation getroffen, und "für Menschen, die andere Ansichten haben", sagte Pastorin Vicki Kemper einer Lokalzeitung.
Keine Empfehlungen gegeben
Episkopalbischöfin Mariann Edgar Budde lud am Dienstag zum Gebet in der Nationalkathedrale in Washington ein, um zu suchen, "was Christus tun würde". Der Wahlkampf habe Schaden angerichtet. Die "McLean Bibel"-Kirche in Virginia lege Schwergewicht auf Bibelstellen, denen zufolge Christen im Glauben eins seien, "trotz politischer Ansichten", sagte Pastorin Katie Morgan im Informationsdienst "Religion News Service" (RNS).
Eigentlich gehörte es für Kirche und Pastoren in den USA zum guten Ton, auf Wahlempfehlungen zu verzichten. Im Wahlkampf 2016 war das anscheinend schwierig. Namhafte weiße Evangelikale und die Mehrheit der weißen evangelikalen Kirchgänger stellten sich auf die Seite des republikanischen Kandidaten Donald Trump, der im Gegensatz zur Demokratin Hillary Clinton gegen Abtreibung ist. In afro-amerikanischen Kirchen war hingegen das Ja zu Clinton kaum zu übersehen.
Pastoren trösten
Die römisch-katholischen Bischöfe verteilten ein Papier "über die politische Verantwortung von Katholiken". Abtreibung und Euthanasie seien "eindeutig" verwerflich. Katholiken müssten sich immer dagegen stellen. Es existierten allerdings möglicherweise Situationen, in denen ein Katholik "aus anderen moralisch schwerwiegenden Gründen" einen Kandidaten wähle, der eindeutig verwerfliche Positionen vertrete.
Der Informationsdienst "Baptist Global News" veröffentlichte am Dienstag tröstende Wahlkommentare mehrerer Pastoren. Gott sei größer als Politik, erklärte der Pastor der First Baptist Church in West in Texas, John Crowder. Man solle beten, wählen und Gott vertrauen.
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Leser-Kommentare öffnen
Paperback, 10. November 2016, 16:26 Uhr
Es ist wohl so, dass die vielzitierten "Kleinen Leute" Donald Trump ins Weiße Haus gewählt haben. Sie fühlen sich vergessen, vernachlässigt und politisch überhört.
Da gibt es kaum zu leugnende Parallelen zu Europa und nicht zuletzt zu uns in Deutschland.
Frau Petri spitzt schon die Zunge und wittert neue Chancen für die Ihrigen. Dagegen nur zu wettern, wie der Herr Kommissionspräsident und andere EU-Gewaltigen, wird der Wirklichkeit nicht gerecht und kann sich bitter rächen.
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Schallblech, 10. November 2016, 16:28 Uhr
Paperback, 10. November 2016, 16:42 Uhr
da genau, so fürchte ich, erliegst Du auch der Propaganda. Die "Sparer" sparen ja nicht wirklich, sondern hauen die Milliarden nur so raus, wovon allerdings zu wenig bei denen ankommt, die sie bräuchten.
Ich höre sie schon, die uns demnächst belehren, wir könnten uns auf den militärischen Schutz durch die Amerikaner nicht mehr verlassen und müssten aufrüsten.
Sie finden immer einen Grund, die eigenen Interessen zu wahren und finden die absurdesten Begründungen.
Jetzt verfallen sie in Panik, anstatt dem Volk auf`s Maul zu schauen.
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Schallblech, 11. November 2016, 9:46 Uhr
Da hast du natürlich recht, Paperback. Ich hätte das differenzieren sollen. Was mir aber am meisten Sorgen macht, ist das weltweite Erstarken des Populismus von rechts. Die Politikelite, die mehr um sich selber kreist als um die Bedürfnisse der Menschen ist sicher der Hauptgrund für die Politikverdrossenheit.
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Paperback, 11. November 2016, 10:42 Uhr
Wenn ich die Meldungen aus den USA richtig interpretiere, dann hat Trump gerade bei den Menschen richtig abkassiert, die gerade von ihm nichts zu erwarten haben. Parallele bei uns: Siehe AFD.
Und dann bin ich wieder bei den Kirchen: Zeigen sie da deutlich Flagge, stehen sie auf der Seite derjenigen, die von den politischen Mainstreams gerade vergessen werden?
Gerade in den letzten Tagen gingen zahlreiche Bilder durchs Netz, auf denen sich die Eliten aus unseren Kirchen publikumswirksam präsentierten in holder Eintracht und mit hehrem Anspruch.
In der Regel sind viele von ihnen seit Jahrzehnten dabei und sie werden es bleiben. Und die, die "unten" sind, auch.
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