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Des Herrn Wort hat viele Facetten. In der neuen Perikopenordnung soll das noch deutlicher werden. Foto: epd

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Ja zu neuen Predigttexten

Gottesdienst

Die Erprobungsphase für die neuen Lesungs- und Predigttexte im Gottesdienst ist vorbei. Die Reaktionen waren überwiegend positiv – auch wenn sich nur wenige zu Wort gemeldet haben

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Des Herrn Wort hat viele Facetten. In der neuen Perikopenordnung soll das noch deutlicher werden. Foto: epd

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Es ist eine Mammutaufgabe: Mehrere Jahre lang hat sich eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Vereinten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD) und der Union Evangelischer Kirchen (UEK) mit den liturgischen Texten für den Gottesdienst beschäftigt. Das Ziel: die Auswahl an Lesungs- und Predigttexten, Psalmen und Wochenliedern – genannt Perikopenordnung – behutsam zu überarbeiten. So sollten mehr Texte aus dem Alten Testament hinzukommen, und die Gattungen der Predigttexte – Evangelium, Epistel, erzählende oder lyrische Texte – sollten stärker durchmischt werden.

Jetzt hat der Entwurf der neuen Perikopenordnung seinen ersten Probedurchlauf hinter sich. Vom 1. Advent 2014 bis zum Ewigkeitssonntag 2015 wurden die Vorschläge der EKD-Kommission getestet, auch in der westfälischen und lippischen Landeskirche. 2000 Exemplare des Probelektionars wurden zum Beispiel in Westfalen angefordert.
Die Hoffnung der Arbeitsgruppe, eine breite Reaktion auf die Neuauswahl der gottesdienstlichen Texte zu erhalten, wurde allerdings enttäuscht – zumindest, wenn man auf die Anzahl der Antworten schaut: Weniger als ein Prozent meldeten sich etwa aus den westfälischen Gemeinden, um auf einer eigens eingerichteten Internet-Seite von ihren Erfahrungen mit den neuen Predigttexten und Wochenliedern zu berichten. Bei einer so geringen Antwortquote sind Rückschlüsse auf die allgemeine Akzeptanz für die neue Ordnung kaum möglich.
Pfarrer Carsten Haeske vom Fachbereich für Gottesdienst und Kirchenmusik im Institut für
Aus-, Fort- und Weiterbildung ist in der westfälischen Landeskirche für den Revisionsprozess zuständig. Seine Vermutung: Die Änderungen sind so geringfügig, dass sie nicht zu großen Reaktionen Anlass gaben. Darum beruht seine Einschätzung nicht nur auf den direkten Rückmeldungen im Internet, sondern auch auf vielen Gesprächen bei Studientagen und auf Kirchenmusikerkonventen.
Westfalen, so Haeske, zeige sich reformfreudig: Viele Menschen wären durchaus bereit, noch mehr Texte im Jahreslauf der Gottesdienste aufzunehmen, über die bisher nicht gepredigt wurde. Gerade erzählende Texte kamen gut an, etwa über König David oder den Propheten Jona. Auch die Möglichkeit, über Psalmen zu predigen, wurde begrüßt –  sie waren bislang nicht als Grundlage für Predigten vorgesehen.
Bei der Neuauswahl für die Wochenlieder wird eine noch größere Bandbreite gewünscht, vor allem bei der Aufnahme modernerer Lieder. Hier gibt es Vorschläge, über den Rahmen des Evangelischen Gesangbuchs hinauszugehen und auch regionale Liedersammlungen mit einzubeziehen.
Für einige neue Textvorschläge gab es allerdings auch ganz unterschiedliche Einschätzungen. Umstritten war zum Beispiel eine Passage aus dem Hohelied Salomos, die im Entwurf dem 2. Advent zugeordnet werden soll. Während die einen die Freude über Gottes Kommen in den teilweise erotischen Worten des Liebesliedes wiederfinden können, haben andere Schwierigkeiten, die frühlingshafte Symbolik mit der Adventszeit in Verbindung zu bringen.
Wie entscheiden, wenn sich bei einem Textvorschlag – wie in diesem Fall zumindest in Westfalen – Für- und Widerstimmen die Waage halten? Da den meisten Testerinnen und Testern die Neuerungen nicht weit genug gehen, empfiehlt der landeskirchliche Ausschuss für Gottesdienst und Kirchenmusik in solchen Fällen, den neuen Textvorschlag zu übernehmen.

Wie es jetzt weitergeht: Bis April sollen alle an der Erprobungsphase beteiligten Gliedkirchen ihre Auswertung abschlossen haben. Die Stellungnahmen werden den Leitungsorganen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Vereinten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD) und der Union Evangelischer Kirchen (UEK) vorgelegt. Dann wird eine zweite Arbeitsgruppe gegründet, die den Entwurf bis Juni 2017 überarbeiten und eine Beschlussvorlage erstellen soll. Im November 2017 sollen EKD, VELKD und UEK über die Vorlage abstimmen. Am 1. Advent 2018 werden dann die neuen Lektionare und Perikopenbücher in allen deutschen Landeskirchen in Gebrauch genommen. leg

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