
Schöpfungserzählung und Evolution
Wissenschaft und Glaube
Die biblische Schöpfungserzählung beansprucht nach Ansicht von EKD-Vorsitzendem Wolfgang Huber nicht, eine Weltentstehungstheorie zu sein; sie steht daher nicht in Konkurrenz zur Evolutionstheorie.
Andererseits dürfen auch wissenschaftliche Anschauungen nicht zum Glaubensersatz werden, sagte Huber (Berlin) auf einer Podiumsdiskussion von Naturwissenschaftlern und Theologen über „Anfang und Ende der Welt“ in Berlin. Naturwissenschaften könnten keine Gottesbeweise liefern. Sie könnten jedoch offen sein für den christlichen Glauben. ## Der Glaube werde durch zunehmendes Wissen nicht überflüssig, so Huber. Die Endlichkeit des Kosmos und die geringe eigene Lebensspanne lehrten Demut. Der Mensch sei Gottes bedürftig. Angesichts der Endlichkeit des Universums hoffe der christliche Glaube auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. Astrophysiker: Am Unbekannten kratzen Der Astrophysiker und Direktor am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, Prof. Günter Hasinger (Garching bei München), bezeichnete Wissenschaft als „das Kratzen am Unbekannten“. Das Unwissen wachse deutlich schneller als das Wissen. Mit jeder von den Wissenschaften gegebenen Antwort entstünden fünf neue Fragen. Die Fragen nach dem Woher und Wohin des Menschen gehörten zu den schwierigsten. Der Kosmos sei genau so geschaffen, dass der Mensch darin existieren könne. Hasinger: „Dass es Kohlenstoff gibt, ist ein Wunder.“ Diese Feinabstimmung der Naturkonstanten könne ein Hinweis auf einen Schöpfer, aber auch Zufall sein. Urknall mit Schöpfung vereinbar Nach Hasingers Überzeugung ist das Universum durch einen Urknall aus einem „chaotischen Frühzustand“ heraus entstanden. Dabei habe sich das Nichts vor 13 Milliarden Jahren extrem stark erhitzt und zunächst auf die Größe eines Fußballs ausgedehnt. Daraus seien Galaxien, Sterne und Planeten entstanden. Diese Urknalltheorie sei mit dem Schöpfungsglauben vereinbar. Zum Ende der Welt sagte Hasinger, die Sonne werde sich in 500 bis 1.000 Millionen aufblähen und den Planeten näher rücken. Dadurch würde sich die Erde so stark erhitzen, dass die Meere verdampfen und die Erde unbewohnbar werde. Der Physiker und Direktor des Ferdinand-Braun-Instituts für Höchstfrequenztechnik, Prof. Günther Tränkle (Berlin), sagte, diese Theorie enthalte viel Spekulation. Zudem müsse sie angesichts des langen Prognosezeitraums den Beweis nicht antreten. Die Wissenschaft könne nur einen geringen Teil des Daseins erklären. Theologe: Vereinfachung ist nötig Der Kirchenhistoriker und Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Christoph Markschies, sagte, der biblische Schöpfungsbericht enthalte den Stand der damaligen babylonischen Wissenschaft. Bei neuen Erkenntnissen müssten wissenschaftliche Ergebnisse fortgeschrieben werden. Zugleich seien auch Vereinfachung und Mythologisierung nötig, da man von keinem Menschen erwarten könne, dass er jederzeit auf dem neuesten Stand der Forschung sei. Selbst ein Forscher werde nicht alt genug, um eine alles umfassende Totaltheorie aufzustellen. Nur wenn er Gott wäre, könnte er alle konkurrierenden Modelle vereinen. idea